Die alte INTERFLUG im www
Historische Betrachtungen zur einstigen DDR-Fluggesellschaft INTERFLUG

last updated:
14-Jan-2010

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Revision 3.0
TU-134 Ausbildung


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21.05.2017
Am 01.12.1977 begann ich offiziell mein Arbeitsverhältnis mit Interflug, nachdem ich dreieinhalb Jahre eine Ausbildung als Flugzeugführer bei der Nationalen Volksarmee absolviert hatte.
Der Vertrag wurde aber schon im Juni 1977 unterzeichnet. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch Offiziersschüler bei den Luftstreitkräften.
Mir wurde bei den Vertragsgesprächen angeboten, begrenzt für ein Jahr, als Navigator in Ausbildung auf der IL-18 zu fliegen um besser mit den Gepflogenheiten beim Fliegen in internationalen Luftstraßen und dem englischen Sprechverkehr klarzukommen.

Im Dezember 1977 erfolgten allgemeine Einweisungen über, z.B. das Streckennetz der Interflug, allgemeine Vorschriften und Verhaltensweisen etc. Natürlich habe ich zu diesem Zeitpunkt auch eine entsprechende Uniform und andere Ausrüstungsgegenstände erhalten.
Soweit ich mich erinnern kann erfolgte dann im Januar/Februar 1978 die Typeneinweisung auf der IL-18.

Leider habe ich für diesen Zeitraum, keine entsprechenden Dokumente mehr gefunden (bis jetzt).
Ich absolvierte als Navigator in Ausbildung bis zum Oktober 1978 ca. 230 Stunden. Am 11.10.1978 sollte mein Zulassungsflug als Navigator stattfinden. Geplant war ein Flug von Berlin-Schönefeld nach Budapest und zurück. An dem Tag erhielt ich die Nachricht direkt vor dem Flug, dass es kein Checkflug geben wird und der geplante Flug ein weiterer Ausbildungsflug werden wird.
Auf meine Nachfrage warum der Check gestrichen wurde, erhielt ich nur die lapidare Antwort „Du wechselst zu TU-134 Staffel“.

Nach einem Jahr als Navigator in Ausbildung auf der IL-18, musste ich nun unfreiwillig und betriebsbedingt, auf die TU-134 wechseln.
Es folgte ein weiteres Jahr als Navigator in Ausbildung. Was auch ein entsprechender finanzieller Verlust für mich darstellte.
Aus dem Jahr 1978 / 1979 habe ich das Programm für die Typenumschulung auf die TU-134 und den entsprechenden Trainingsauftrag dazu gefunden.

Abschluss der Ausbildung 1979

Fliegerische Jahreüberprüfung 1979

Theoretische Jahresüberprüfung 1979

17.12.1986 Auswertung eines Fluges durch die objektive Kontrolle des Flugbetriebes
   
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09.02.2017

Titel: Programm der Streckenschulung 2. Flugzeugführer TU-134(A)
Format: A5, pdf, Klemmrücken-Binder
Anzahl der Seiten: 124
Erscheinungsjahr: 1976
Autor: Flugstaffel TU-134(A) / Gerd Ritter für die Texte
Herausgeber: Flugstaffel TU-134(A)
Besitzer des Dokuments: Sammlung Gerd Ritter
gescannt und bearbeitet durch: Gerd Ritter

Das vorliegende Ausbildungs-Programm für die Streckenschulung aus meinem Fundus stammt aus dem Jahre 1976.

Die AN-24 war verkauft und alle Piloten der AN-24 wurden auf andere Typen verteilt, vornehmlich auf die TU-134. Keiner wurde arbeitslos. Das war klar. Zunächst gab es einen umfangreichen Theorie-Kurs, dann drei sogenannte Observations-Flüge ins SW, jeweils Hin- und Rückflug, nur einfach zuschauen, das Flugzeug, das Cockpit und die Crew in Aktion erleben.
Ich war z.B. nach Sofia, Warschau und Kiev mit von der Partie. Es folgte dann ein umfangreiches Platztraining in Schönefeld. Ich flog z.B. an 5 Tagen 28 Platzrunden. Wir hatten eben keinen Vollflug-Simulator für die TU-134. Ein teures Vergnügen also.
Meine Fluglehrer waren die Kapitäne Streit, Fucik und Arndt. Weitere 5 Platzrunden gab es als Prüfungsflüge im Anschluss. Der inzwischen verstorbene Flugkapitän Horst Krüger war am 06. FEB. 1976 in ETBS auf der DM-SCB mein Checker.

Nach erfolgreichem Abschluss des Platztrainings ging es dann in die sogenannte Streckenschulung. Für diese Streckenschulung hielt der stellv. Staffelleiter für Ausbildung für jeden Schüler (trainee) einen A5 Klemmfolder mit verschieden theoretischen Fragestellungen zum Flugzeug bereit, die jeweils vor den Flügen vom Schüler ausgearbeitet werden mussten. Während des Linienfluges sollten dann diese Themen mit dem Kapitän durchgesprochen und Unklarheiten ausgeräumt werden, sowie praktische Hinweise gegeben werden.
Mein erster Flug war auf der „Linie der Freundschaft“ am 17.03.1976 nach Moskau und zurück nach Berlin mit Flugkapitän Petzold. Bei diesem Flug ging es um die Sicherheit, die AO 99 und die Fremdkörperkontrolle. Dazu musste nichts schriftlich ausgearbeitet werden.

Meinen Prüfungsflug absolvierte ich dann nach 3 ½ Monaten wieder bei Flugkapitän Krüger am 01.07.1976 mit der DM-SCI nach Budapest und zurück nach Berlin. Dabei musste ein Flug als fliegender Pilot (PF) und ein Flug als nicht fliegender Pilot (PNF), der dem Piloten zuarbeitet, ihn auch überwacht und den Flugfunksprechverkehr durchführt, absolviert werden.

Auf der TU-134(A), die bei der INTERFLUG mit einer 3-Mann-Crew geflogen wurden, hatte der 2. Flugzeugführer (Copilot) zugleich die Aufgabe des „technischen Verantwortlichen“ inne. Bei Aeroflot gab es dafür extra einen Bordingenieur. Der Copilot überwachte auch die Betankung und die gesamte Bodenabfertigung, was nicht immer optimal für die Vorbereitung im Cockpit war.
Die Flüge der Streckenschulung fanden meist etwa alle 2-4 Tage statt, so dass für die Ausarbeitung der Themen oft nicht viel Zeit blieb. Die Ausarbeitungen der Themen waren eine gute Wiederholung des in der Ground School vermittelten Wissens.

Insgesamt war die Umschulung (Type Rating Course) auf einen anderen Flugzeugtyp bei der INTERFLUG sehr umfangreich und gründlich.
Gerd Ritter

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Titel: "Aerodynamik" für TU-134(A) als Lehrschrift
Format: A4 Klammerheftung
Anzahl der Seiten: 92 Seiten (s/w, 3 Seiten in Farbe)
Erscheinungsjahr: Oktober 1969 als 2. Auflage des Manuskriptes (1. Änderung nach Einführung der TU-134A)
Autor: Dipl.-Ing. Klaus Petzold, Betriebsteil Flugbetrieb/Abteilung Flugtechnologie/Gruppe Flugbetriebsdokumentation
Herausgeber: INTERFLUG - Technische Dokumentationsstelle Berlin-Schönefeld
Besitzer des Dokuments: Sammlung Gerd Ritter
gescannt und bearbeitet durch: Gerd Ritter

 

„AERODYNAMIK Tu-134“
Lehrschriften für die Aus- und Weiterbildung des Personals der Zivilen Luftfahrt der DDR

 
Dieses 84 Seiten umfassende A4 Dokument ist eine Erarbeitung von Flugkapitän Dipl.-Ing. Klaus Petzold und diente der Schulung der Piloten der TU-134(A), insbesondere bei der Umschulung von einem anderen Typ. Flugkapitän Petzold war einer der ersten Piloten auf der TU-134 während der Einführung dieses Flugzeugtyps bei der INTERFLUG im Jahre 1969. Flugkapitän Petzold führte auch den medienträchtigen letzten Flug der INTERFLUG wegen deren Liquidation am 30.04.1991 mit einer TU-134A, der D-AOBC, vormals DDR-SCN, nach Wien LOWW/VIE und zurück nach ETBS/SXF durch.
   
Die Besatzung vervollständigten First Officer Axel Zeiner und Navigatoroberinstrukteur Heinz „Mäcki“ Lindner. In der Kabine arbeiteten als Flugbegleiter die Damen Bolte, Heine und Gosnik. Dazu gab es viele Blumen und Presseberichte, auch zu den Jubiläumsjahren später noch, die man teils heute noch im Internet finden kann.
   
Captain Petzold nach dem letzten Flug Die Aerodynamik der TU-134 von Klaus Petzold erschien bereits im Oktober 1969 und wird wie üblich von der INTERFLUG über die hauseigene Technische Dokumentationstelle TDZL in Schönefeld-Südteil herausgegeben. Die Auflage erscheint zunächst als zweite berichtigte Auflage des Petzold’schen Manuskriptes. Später mit der Einführung der TU-134A wird eine als 1. Änderung deklarierte Ergänzung und Berichtigung nachgeliefert. Diese Seiten sind auf qualitativ besserem, dünnerem und lichtbeständigem weißen Papier hergestellt worden. Diese Seiten sind heute nach über 40 Jahren auch noch schneeweiß, während die Urausgabe der Lehrschrift bereits stark vergilbt ist. Da die Lehrschrift nur mittels zweier Heftklammern gebunden war, mussten die neuen Seiten mühsam eingeklebt werden. Das Scannen dieses alten Heftes war ohne teilweise Beschädigung der Bindung gar nicht möglich.

Über einen heute üblichen Type Rating Course geht diese Schrift weit hinaus. Zur Einführung und Wiederholung findet man auf den ersten Seiten zunächst etwas ATPL Wissen zur Aerodynamik bevor es dann in die Details für die TU-134(A) geht, was sehr detailliert auch bis in den Bereich W&B und Flugmechanik führt. Diese Tiefe der Wissensvermittlung war damals bei der INTERFLUG durchaus üblich und eine Umschulung dauerte mit Platz- und Line Training locker mal ein halbes Jahr. Das kann sich heute kaum eine Airline leisten. Auch auf anderen Gebieten wurden enorme Mengen an Details vermittelt. Ob das immer wirklich nötig und zweckdienlich war, bleibt fraglich. Viel „nice to know“ von heute war bei INTERFLUG „need to know“ wollte man die Checkflüge und die Jahresüberprüfungen überstehen. Fraglos folgte man hier auch weitgehend dem sowjetischen Vorbild, Klaus Petzold bei seinem Manuskript vor allem den detailreichen Büchern von T.I. Ligum zur Aerodynamik der TU-134 (siehe Bookpage).

Flugkapitän Petzold hatte in seiner Eigenschaft als Leiter der Gruppe Flugbetriebsdokumentation im Bereich Flugtechnologie des BT Flugbetriebes des Verkehrsfluges selbst höchst persönlich viele Begegnungen und zahlreichen Schriftverkehr mit dem Chefkonstrukteur des OKB Tupolew, Herrn Seljakow, welcher den Änderungswünschen der Interflug wohl nicht immer aufgeschlossen gegenüber stand. Diese INTERFLUG-Wünsche waren im Laufe der Jahre zahlreich und entstanden zum Teil aus dem Harmonisierungswunsch des Flugbetriebes, denn inzwischen gab es drei Varianten der TU-134 im täglichen Einsatz bei INTERFLUG, welche zum Teil gravierende Besonderheiten aufwiesen. Sie wurden bei INTERFLUG intern mit N, AN und A bezeichnet. Eigens dafür wurde eine Cockpit-Kommission ins Leben gerufen, um den Betrieb zu vereinheitlichen. Kurzgefasst könnte man die verschiedenen Varianten so charakterisieren:

  • TU-134 – „Glasnase“, keine APU, Bremsfallschirm, Radarwanne unter der Nase, kein Umkehrschub
  • TU-134AN – „Glasnase“, APU, Radarwanne unter der Nase, Umkehrschub (D-30-II)
  • TU-134A – „Pappnase“ mit Radar drin, APU, Umkehrschub (D-30-II)

Bei der A-Variante saß der Navigator zwischen den Schuhen der Piloten in der Mitte, bei der N und AN dagegen in der Glasnase, den sogenannten „Keller“.

Die mathematisch-physikalische Abhandlung und auch die verwendeten Formelzeichen des Manuskriptes mögen heute teilweise etwas fremd erscheinen, aber das war im Jahre 1969, sollte man nicht vergessen. Oft ist es eine Mischung aus alter deutscher Schreibweise, teils TGL der DDR, teils mit sowjetischem Einfluss, denn die Originalliteratur zu unseren Flugzeugen war bis 1989 ausschließlich in Russisch verfasst und wurde dann teils aufwendig ins Deutsche übersetzt. Leider enthält das Manuskript keine Liste der Symbole und Abkürzungen, aber es ist ja auch kein Lehrbuch im eigentlichen Sinne und war nicht für Einsteiger gedacht gewesen.
Zu beachten ist, dass keine dieser Seiten die Aussagen im gültigen Flugzeughandbuch der TU-134(A) ersetzt, sondern ausschließlich der Schulung diente. „For Training only“, wer kennt das nicht.

Flugkapitän Petzold hat sich neben anderen Kollegen um die Flugbetriebsdokumentation unter den sicherlich nicht immer einfachen Produktionsbedingungen hochgradig verdient gemacht. Hätte es ihn nicht gegeben, hätte man ihn erfinden müssen.
Das kann dieses sehr alte Dokument von 1969 womöglich nicht ausreichend würdigen. Spätere Manuskripte zur Aerodynamik von Klaus Petzold für verschiedene westdeutsche Flugschulen sind da ein weitaus besseres Aushängeschild des großen Meisters Petzold, zumal man nun ganz andere Möglichkeiten bei der Erstellung und Revision am Computer hatte.

Die Aerodynamik der TU-134 wird ein unsterbliches Werk für alle ehemaligen TU-Piloten bleiben.

Gerd Ritter

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